Japan dypere inn i depresjonen

From: Karsten Johansen (kvjohans@online.no)
Date: Mon Apr 02 2001 - 07:55:14 MET DST

  • Next message: Trond Andresen: "Kissinger_erklæres_som_som_krigsforbryter"

    Kapitalismens ufeilbarlighet prises hver dag i våre hjernevaskermedier, i et
    språk renset for annet enn "moderne" "begreper" som i orwellsk nytale.

    Visse ting er det taust om. Hvor ble det av "den nye økonomien"? Hvor blir
    det av atomsøppelet? Hvordan går det med maten vår om ti år? Hvorfor går det
    så elendig i Japan, hvis system for få årtier siden ble besunget i alle
    ledelseslitteraturens salmebøker som selve redningEN for den skandinaviske
    elendigheten? Hva skyldes problemene i Sør-Korea? USA? Grasserende
    hukommelsestap og inkonsekvens framstilles nå som "omstillingsevne".
    Også på "venstresiden".

    "Vesten må tvinge Japan til reformer" heter det nå. Alltid dette ordet
    "reformer", dette skalkeskjul for noe man ikke vil si høyt. Slike
    skalkeskjulbegreper er velkjent fra alle legitimeringsideologier, f.eks.
    stalinismen, hvor det etterhvert ble utviklet kodenøkler for å forstå hva
    ordene egentlig betydde. Altså: "proletarisk internasjonalisme" betød
    egentlig: invasjon med sovjettiske styrker osv. Her hos oss: "reformer"
    betyr egentlig: masseoppsigelser og massearbeidsløshet. Slakting av
    bedrifter. Konsentrasjon og sentralisering av finanskapitalen på enda
    ferre spekulanters hender. Narkomanens medisin mot abstinens er alltid:
    mer av det samme. Glem fortiden. Tenk ulogisk. Gå utenom, Peer.

    Karsten Johansen

    http://www.taz.de/pt/2001/03/31/a0096.nf/text

    Pokémon zählt nicht

    Japan rutscht immer tiefer in die Wirtschaftskrise - und gefährdet damit
    nicht nur die Region, sondern auch die USA. Der Westen muss Japan daher zu
    Reformen zwingen

    Wieder einmal bedroht Japan die Welt. Diesmal weder mit Autos und Walkmen
    wie in den Achtzigerjahren noch mit Größenwahn und Tennokult wie im Zweiten
    Weltkrieg. Aber die japanische Herausforderung des 21. Jahrhunderts ist
    ebenfalls ernst zu nehmen: Das Land steht vor einer nationalen Kassenlage,
    "die dem Kollaps nahe kommt", warnte kürzlich kein Geringerer als Japans
    Finanzminister Kiichi Miyazawa. Das war nach zehn Jahren Krisenvertuschung
    das erste ehrliche Wort eines führenden Politikers der liberaldemokratischen
    Partei, die Japan seit 1955 fast ununterbrochen regiert.

    Nur: Die Zahlen allein sind nicht das Problem. Zwar haben die
    Liberaldemokraten nach einem Jahrzehnt erfolgloser keynsianischer
    Konjunkturpolitik einen öffentlichen Schuldenberg von über zehn Billionen
    Mark angehäuft. Zwar leidet das marode Bankensystem des Landes unter nicht
    rückzahlungsfähigen Krediten von zwei Billionen Mark. Doch könnte das teure
    Erbe von Japans "verlorener Dekade" niemanden außerhalb des Inselreichs
    erschrecken, wenn die Insulaner sich ernsthaft anschicken würden, ihr Haus
    in Ordnung zu bringen. Das aber ist nicht ansatzweise der Fall.

    Noch heute verfügt Japan über eine der geringsten Mehrwertsteuerraten in der
    entwickelten Welt. Der letzte Versuch, sie auf sieben Prozent anzuheben,
    kostete der einzigen Oppositionsregierung, die das Land jemals hatte, 1994
    die gerade erst gewonnene Macht. Seitdem vergnügen sich die Japaner in der
    Krise: Billige Importwaren heben den Lebensstandard, strikter
    Kündigungsschutz sorgt für soziale Sicherheit, Pop- und Videokultur belebt
    den Zeitgeist. Gerade die Jugend fühlt sich obenauf: Von Pokémon bis zur
    modernen Handykultur (i-mode) diktiert sie weltweit Trends. Solche
    Kulturexporte "made in Japan" bringen jedoch kommerziell weit weniger ein
    als früher Autos und Walkmen.

    Dieses Problem wird öffentlich ignoriert. Und hier liegt das neue, alte
    Japanproblem. Als "Kapitulation vor vorhandenen Tatsachen" beschrieb der
    Sozialkritiker Masao Maruyama einst das Verhalten der Angeklagten im
    Tokioter Kriegsverbrecherprozess. Es beruhte auf der Einstellung "Ich tat
    es, weil alle es wollten". Man berief sich auf "etwas, was von jemandem
    bereits getan worden ist, noch deutlicher gesagt, etwas, was irgendwo
    hergekommen ist". Genauso verstehen die Japaner heute ihre Wirtschaftskrise:
    Sie ist irgendwo hergekommen. Keiner fühlt sich verantwortlich. Niemand
    ändert sein Verhalten.

    Armes Asien! Damit steht die nächste Krise vor der Tür. Japans "moderates
    Tempo" werde einen stabilisierenden Einfluss auf die Region ausüben, hoffte
    IWF-Chef Horst Köhler noch zu Jahresbeginn. Doch vom Schneckentempo hat
    Tokio nun in den Rückwärtsgang geschaltet. Nach 1993 und 1998, so Experten,
    herrschte bereits Ende 2000 wieder Rezession. Anfang März sind die Kurse an
    der Tokioter Börse auf ihren tiefsten Stand seit 15 Jahren gefallen, und die
    Banken bangen heute vor dem Schluss des japanischen Geschäftsjahr, bei dem
    sie die eigenen Verluste aus dem Aktiengeschäft ausweisen müssen. Zudem
    droht eine neue Konkurswelle - und das, obwohl die Zahl der Konkurse bereits
    heute alle Rekorde bricht.

    In Asien wird man die Konsequenzen am schnellsten spüren. Japan ist der
    größte Importeur einer Region, in der japanische Kapitalexporte wesentlich
    zum Wachstum beigetragen haben. Noch in der Asienkrise 1997/98 war die
    Tokioter Regierung wichtigster Zahlmeister der vom IWF getragenen
    Rettungspakete für Thailand, Indonesien und Südkorea. Sämtliche
    Entwicklungsprogramme in Asien, von den Projekten der Weltbank bis zu
    NGO-Initiativen, beruhen zu großen Teilen auf japanischem Geld. Bleibt es
    aus, leidet die ganze Region.

    Doch auch die übrige Welt droht in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Japan
    ist der größte Kreditgeber der Welt. Ein Abzug japanischen Kapitals - zum
    Stopfen der Schuldenlöcher daheim - könnte sich schnell als weltweite
    Wachstumsbremse erweisen. Zumal dann, wenn neben der offen liegenden
    Schuldenkrise in Japan auch die versteckte Schuldenkrise der Unternehmen und
    privaten Haushalte in den Vereinigten Staaten zu Buche schlagen würde. In
    der exzessiven Überschuldung - in unterschiedlichen Sektoren der
    Volkswirtschaft - liegt die große Gemeinsamkeit der beiden größten
    Wirtschaftsmächte. "Japan ist nicht einzigartig", warnt der Londoner
    Economist vor der globalen Schuldenfalle.

    Tatsächlich liegt die größte Gefahr für die Weltwirtschaft in einer sich
    gegenseitig verstärkenden Krise in Japan und den USA. Beiden Länder droht in
    diesem Jahr eine Rezession. Nur im Ölkrisenjahr 1974 sind die beiden größten
    Volkswirtschaften der Welt schon einmal zur gleichen Zeit geschrumpft. Und
    heute könnte der Krisenvirus noch ansteckender sein als damals: Gerade in
    den neuen Informationstechnologien verbindet Amerika mit Japan und Asien
    eine Kette gegenseitiger Abhängigkeiten. Wenn die Verbrauchernachfrage in
    Amerika sinkt, werden die asiatischen Exporte fallen. Ohne technologischen
    Fortschritt in Asien aber wird auch die amerikanische Nachfrage für
    verbraucherfreundliche High-Tech-Produkte sinken. Börsentiefs auf beiden
    Seiten des Pazifiks verstärken die Tendenz.

    Es gibt indes zwei klar gezeichnete Wege, der Falle zu entgehen. Beide
    beginnen in Tokio: Der eine heißt sparen und den Gürtel enger schnallen. Er
    wird vom japanischen Zentralbankchef Masaru Hayami empfohlen, der jetzt
    notgedrungen die Zinsen wieder senken musste. Doch einen rigiden Sparkurs
    könnte nur eine neue Regierung durchsetzen: eine Mitte-links-Koalition (samt
    Kommunisten) wie unter Romani Prodi in Italien.

    Einen anderen Weg schlägt der amerikanische Ökonom Paul Krugman vor: Japan
    müsse sich ein "positives Inflationsziel" setzen und die deflationäre
    Wirtschaft per Geldzuwachs auf Trab bringen. Diese Politik wäre jedoch erst
    dann erfolgreich, wenn das neue Geld in neue Bahnen fließt - auch das
    scheint mit der alten Regierung undenkbar.

    Derzeit scheinen die Japaner sich davor zu zieren. Sie wollen Lösungen, die
    schon von "jemandem bereits gefunden wurden". Also geschieht nichts.

    In solcher Lage hat sich Japan schon öfter befunden: Insulare
    Selbstbespiegelung prägte die Tokugawa-Zeit, maßlose Selbstverblendung den
    Tenno-Faschismus. Und jedes Mal brachten amerikanische Soldaten die Japaner
    zur erstaunlich schnellen Selbstbesinnung. Insofern kann der Druck des
    Westens auf Tokio derzeit gar nicht groß genug sein. Für Horst Köhler und
    seinesgleichen gilt: Es ist keine Zeit mehr für japanische Höflichkeiten.
    Droht dem fernöstlichen Kaiser mit dem Ausschluss aus der G7! GEORG BLUME

    taz Nr. 6411 vom 31.3.2001, Seite 11, 231 Kommentar, GEORG BLUME, taz-Debatte



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