Kapitalismens ufeilbarlighet prises hver dag i våre hjernevaskermedier, i et
språk renset for annet enn "moderne" "begreper" som i orwellsk nytale.
Visse ting er det taust om. Hvor ble det av "den nye økonomien"? Hvor blir
det av atomsøppelet? Hvordan går det med maten vår om ti år? Hvorfor går det
så elendig i Japan, hvis system for få årtier siden ble besunget i alle
ledelseslitteraturens salmebøker som selve redningEN for den skandinaviske
elendigheten? Hva skyldes problemene i Sør-Korea? USA? Grasserende
hukommelsestap og inkonsekvens framstilles nå som "omstillingsevne".
Også på "venstresiden".
"Vesten må tvinge Japan til reformer" heter det nå. Alltid dette ordet
"reformer", dette skalkeskjul for noe man ikke vil si høyt. Slike
skalkeskjulbegreper er velkjent fra alle legitimeringsideologier, f.eks.
stalinismen, hvor det etterhvert ble utviklet kodenøkler for å forstå hva
ordene egentlig betydde. Altså: "proletarisk internasjonalisme" betød
egentlig: invasjon med sovjettiske styrker osv. Her hos oss: "reformer"
betyr egentlig: masseoppsigelser og massearbeidsløshet. Slakting av
bedrifter. Konsentrasjon og sentralisering av finanskapitalen på enda
ferre spekulanters hender. Narkomanens medisin mot abstinens er alltid:
mer av det samme. Glem fortiden. Tenk ulogisk. Gå utenom, Peer.
Karsten Johansen
http://www.taz.de/pt/2001/03/31/a0096.nf/text
Pokémon zählt nicht
Japan rutscht immer tiefer in die Wirtschaftskrise - und gefährdet damit
nicht nur die Region, sondern auch die USA. Der Westen muss Japan daher zu
Reformen zwingen
Wieder einmal bedroht Japan die Welt. Diesmal weder mit Autos und Walkmen
wie in den Achtzigerjahren noch mit Größenwahn und Tennokult wie im Zweiten
Weltkrieg. Aber die japanische Herausforderung des 21. Jahrhunderts ist
ebenfalls ernst zu nehmen: Das Land steht vor einer nationalen Kassenlage,
"die dem Kollaps nahe kommt", warnte kürzlich kein Geringerer als Japans
Finanzminister Kiichi Miyazawa. Das war nach zehn Jahren Krisenvertuschung
das erste ehrliche Wort eines führenden Politikers der liberaldemokratischen
Partei, die Japan seit 1955 fast ununterbrochen regiert.
Nur: Die Zahlen allein sind nicht das Problem. Zwar haben die
Liberaldemokraten nach einem Jahrzehnt erfolgloser keynsianischer
Konjunkturpolitik einen öffentlichen Schuldenberg von über zehn Billionen
Mark angehäuft. Zwar leidet das marode Bankensystem des Landes unter nicht
rückzahlungsfähigen Krediten von zwei Billionen Mark. Doch könnte das teure
Erbe von Japans "verlorener Dekade" niemanden außerhalb des Inselreichs
erschrecken, wenn die Insulaner sich ernsthaft anschicken würden, ihr Haus
in Ordnung zu bringen. Das aber ist nicht ansatzweise der Fall.
Noch heute verfügt Japan über eine der geringsten Mehrwertsteuerraten in der
entwickelten Welt. Der letzte Versuch, sie auf sieben Prozent anzuheben,
kostete der einzigen Oppositionsregierung, die das Land jemals hatte, 1994
die gerade erst gewonnene Macht. Seitdem vergnügen sich die Japaner in der
Krise: Billige Importwaren heben den Lebensstandard, strikter
Kündigungsschutz sorgt für soziale Sicherheit, Pop- und Videokultur belebt
den Zeitgeist. Gerade die Jugend fühlt sich obenauf: Von Pokémon bis zur
modernen Handykultur (i-mode) diktiert sie weltweit Trends. Solche
Kulturexporte "made in Japan" bringen jedoch kommerziell weit weniger ein
als früher Autos und Walkmen.
Dieses Problem wird öffentlich ignoriert. Und hier liegt das neue, alte
Japanproblem. Als "Kapitulation vor vorhandenen Tatsachen" beschrieb der
Sozialkritiker Masao Maruyama einst das Verhalten der Angeklagten im
Tokioter Kriegsverbrecherprozess. Es beruhte auf der Einstellung "Ich tat
es, weil alle es wollten". Man berief sich auf "etwas, was von jemandem
bereits getan worden ist, noch deutlicher gesagt, etwas, was irgendwo
hergekommen ist". Genauso verstehen die Japaner heute ihre Wirtschaftskrise:
Sie ist irgendwo hergekommen. Keiner fühlt sich verantwortlich. Niemand
ändert sein Verhalten.
Armes Asien! Damit steht die nächste Krise vor der Tür. Japans "moderates
Tempo" werde einen stabilisierenden Einfluss auf die Region ausüben, hoffte
IWF-Chef Horst Köhler noch zu Jahresbeginn. Doch vom Schneckentempo hat
Tokio nun in den Rückwärtsgang geschaltet. Nach 1993 und 1998, so Experten,
herrschte bereits Ende 2000 wieder Rezession. Anfang März sind die Kurse an
der Tokioter Börse auf ihren tiefsten Stand seit 15 Jahren gefallen, und die
Banken bangen heute vor dem Schluss des japanischen Geschäftsjahr, bei dem
sie die eigenen Verluste aus dem Aktiengeschäft ausweisen müssen. Zudem
droht eine neue Konkurswelle - und das, obwohl die Zahl der Konkurse bereits
heute alle Rekorde bricht.
In Asien wird man die Konsequenzen am schnellsten spüren. Japan ist der
größte Importeur einer Region, in der japanische Kapitalexporte wesentlich
zum Wachstum beigetragen haben. Noch in der Asienkrise 1997/98 war die
Tokioter Regierung wichtigster Zahlmeister der vom IWF getragenen
Rettungspakete für Thailand, Indonesien und Südkorea. Sämtliche
Entwicklungsprogramme in Asien, von den Projekten der Weltbank bis zu
NGO-Initiativen, beruhen zu großen Teilen auf japanischem Geld. Bleibt es
aus, leidet die ganze Region.
Doch auch die übrige Welt droht in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Japan
ist der größte Kreditgeber der Welt. Ein Abzug japanischen Kapitals - zum
Stopfen der Schuldenlöcher daheim - könnte sich schnell als weltweite
Wachstumsbremse erweisen. Zumal dann, wenn neben der offen liegenden
Schuldenkrise in Japan auch die versteckte Schuldenkrise der Unternehmen und
privaten Haushalte in den Vereinigten Staaten zu Buche schlagen würde. In
der exzessiven Überschuldung - in unterschiedlichen Sektoren der
Volkswirtschaft - liegt die große Gemeinsamkeit der beiden größten
Wirtschaftsmächte. "Japan ist nicht einzigartig", warnt der Londoner
Economist vor der globalen Schuldenfalle.
Tatsächlich liegt die größte Gefahr für die Weltwirtschaft in einer sich
gegenseitig verstärkenden Krise in Japan und den USA. Beiden Länder droht in
diesem Jahr eine Rezession. Nur im Ölkrisenjahr 1974 sind die beiden größten
Volkswirtschaften der Welt schon einmal zur gleichen Zeit geschrumpft. Und
heute könnte der Krisenvirus noch ansteckender sein als damals: Gerade in
den neuen Informationstechnologien verbindet Amerika mit Japan und Asien
eine Kette gegenseitiger Abhängigkeiten. Wenn die Verbrauchernachfrage in
Amerika sinkt, werden die asiatischen Exporte fallen. Ohne technologischen
Fortschritt in Asien aber wird auch die amerikanische Nachfrage für
verbraucherfreundliche High-Tech-Produkte sinken. Börsentiefs auf beiden
Seiten des Pazifiks verstärken die Tendenz.
Es gibt indes zwei klar gezeichnete Wege, der Falle zu entgehen. Beide
beginnen in Tokio: Der eine heißt sparen und den Gürtel enger schnallen. Er
wird vom japanischen Zentralbankchef Masaru Hayami empfohlen, der jetzt
notgedrungen die Zinsen wieder senken musste. Doch einen rigiden Sparkurs
könnte nur eine neue Regierung durchsetzen: eine Mitte-links-Koalition (samt
Kommunisten) wie unter Romani Prodi in Italien.
Einen anderen Weg schlägt der amerikanische Ökonom Paul Krugman vor: Japan
müsse sich ein "positives Inflationsziel" setzen und die deflationäre
Wirtschaft per Geldzuwachs auf Trab bringen. Diese Politik wäre jedoch erst
dann erfolgreich, wenn das neue Geld in neue Bahnen fließt - auch das
scheint mit der alten Regierung undenkbar.
Derzeit scheinen die Japaner sich davor zu zieren. Sie wollen Lösungen, die
schon von "jemandem bereits gefunden wurden". Also geschieht nichts.
In solcher Lage hat sich Japan schon öfter befunden: Insulare
Selbstbespiegelung prägte die Tokugawa-Zeit, maßlose Selbstverblendung den
Tenno-Faschismus. Und jedes Mal brachten amerikanische Soldaten die Japaner
zur erstaunlich schnellen Selbstbesinnung. Insofern kann der Druck des
Westens auf Tokio derzeit gar nicht groß genug sein. Für Horst Köhler und
seinesgleichen gilt: Es ist keine Zeit mehr für japanische Höflichkeiten.
Droht dem fernöstlichen Kaiser mit dem Ausschluss aus der G7! GEORG BLUME
taz Nr. 6411 vom 31.3.2001, Seite 11, 231 Kommentar, GEORG BLUME, taz-Debatte
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