Det er, hvilket er helt unevnelig om EU-landet Tyskland her i
pressa, igjen gangbart der å "være stolt over å være tysk". Det er bare
blant de små skandinaviske folkene og i Østerrike at "nasjonalisme" er
skadelig, synes pussig nok å være EU-etablissementets mening. Også
neofascistenes snarlige regjeringsadkomst ledet av den heller ikke voldsomt
demokratiske og ukorrupte Berlusconi i Italia er det taust om. Kohls
korrupsjon og våpenbestikkelser er forlengst feiet under teppet.
Tradisjonen for at de små forbryterne tas, mens de store får løpe, holdes i
hevd. Den symbolske "antifascismen" er like viktig som den reelle er en
vits. "Antifascismen" i EU er ganske enkelt i det skjulte en brekkstang for å
innlemme de små nasjoner i de store. Den "europeiske" nasjonalsjåvinismen
vokser parallelt med at den nasjonale selvstyretanken for små folk avskaffes.
Det er liksom noe kjent over dette. Hvilken rolle spiller de tyske troppene
i Kosovo i den nåværende krigen? Storalbanske fanatikere gleder seg høylytt
over at de går uhindret gjennom tyske linjer. Sant? Finner gamle allierte
igjen sammen?
Imperialisme er imperialisme.
Karsten Johansen
http://www.taz.de/pt/2001/03/26/a0180.nf/text
Stolz sein, stolz sein über alles
Gibt es die "Deutschen"? Tatsächlich wissen wir doch: Völker sind keine
echten Gemeinschaften. Und dass sie stets totalitären Regimes dienen, ist
auch kein Zufall
Wirklich beunruhigend an der Debatte über den Nationalstolz der Deutschen
ist, dass sie überhaupt geführt wird. Der Sache nach findet sie nicht dort
statt, wo sie hingehört: in die Auseinandersetzungen über den Stiftungsfonds
der deutschen Wirtschaft und das schäbige Verhalten von Parlament, Regierung
sowie Kanzler gegenüber hoch betagten, schwer kranken Verfolgungsopfern. Der
Streit um den Nationalstolz findet statt, weil in zwei Bundesländern
Wahlkampf geführt wurde und CDU/CSU dem einfallslosen Pragmatismus der
Bundesregierung nichts entgegenzusetzen haben. Daher verbinden sie weiche
Themen wie "Leitkultur", "1968" und "Patriotismus" mit einer Charakterfrage,
um überhaupt gehört zu werden. Das ist schade, denn das Thema wirft durchaus
klärenswerte sozialphilosophische Fragen auf - zumal im Zeitalter der
Globalisierung, des schleichenden Bedeutungsverlusts der Nationalstaaten und
der europäischen Einigung.
"Stolz" gilt in der Theorie moralischer Gefühle - also jener spontanen
Regungen, mit denen wir auf Situationen reagieren, in denen unsere
Vorstellungen von dem, was gut, gerecht und angemessen ist, berührt werden -
in etwa als das Gegenteil von "Scham". "Scham" zeigt das von anderen mit
Verachtung beobachtete Überschreiten bisher geschützter körperlicher,
psychischer, sozialer und moralischer Grenzen an, gleichgültig, ob wir diese
Grenzen überschritten haben oder ob unsere eigenen Grenzen von anderen
verletzt wurden. Auch und gerade Opfer unterliegen oft genug der Scham. Als
Gegenteil der Scham zeigt nun der Stolz das sich und anderen gegenüber
demonstrierte Wohlgefühl über eigenes Sein oder Handeln an.
Wo in der Scham die Verletzung von Grenzen schmerzlich registriert wird,
wird beim Stolz das Bestehen von Grenzen gefeiert. Das erregt unsere
Aufmerksamkeit meist dann, wenn das, was durch diese Grenzen markiert oder
geschützt wird, in unseren Augen einen besonderen Wert hat: unser
körperliches Wohlbefinden, unsere persönliche Selbstachtung oder jene
sozialen Zusammenhänge, in denen wir uns wohlfühlen und geachtet sehen: vom
Kegelverein über eine Liebesbeziehung bis womöglich zu der Familie, in der
wir groß geworden sind.
Grenzen entstehen, bestehen, werden errichtet oder verletzt. Mit unseren
leiblichen Grenzen werden wir geboren, unsere psychischen müssen wir unter
Schmerzen im Prozess der Sozialisation erfahren, während wir die Grenzen
unserer sozialen Zusammenhänge meist vorfinden, aber in begrenzten Maßen
auch selbst gestalten und verändern können - jedenfalls leichter als die
unseres Leibes oder unserer Psyche. Wer also kundgibt, dass ihm das, was
hinter jenen Grenzen, die in Zeit und Raum, in Geschichte und Geografie die
"Deutschen" umschließt, wertvoll ist, muss nicht unbedingt selbst am
Errichten dieser Grenzen beteiligt gewesen sein.
Gewiss stellt "stolz" immer auch eine Art Leistungsprädikat in dem Sinne
dar, dass man sich durch dieses oder jenes Handeln näher bestimmt oder eben
von anderen abgegrenzt hat. Das heißt aber nicht, dass man grundsätzlich
nicht auch auf das stolz sein könnte, was man einfach - in irgendeiner
Hinsicht - ist oder vorgefunden hat. Eltern können auf die schulischen
Leistungen ihrer Sprösslinge auch dann zu Recht stolz sein, wenn sie nichts
zu diesen Leistungen beigetragen haben. So wie wir uns für uns nahe Menschen
über Identifikation schämen können, können wir auch mit ihnen stolz sein.
Nur: ob dies Gefühl jeweils angemessen ist oder nicht, lässt sich durchaus
diskutieren und wird umso diskussionwürdiger, je zweifelhafter der durch die
symbolischen oder physischen Grenzen geschützte Bereich ist.
Wir hätten also sowohl Laurenz Meyer, der dies alles ganz anders als die
Skinheads meint, als auch diese selbst zu fragen, wer oder was überhaupt die
"Deutschen" sind und was an ihnen so besonders wertvoll erscheint. Die hier
gern gegebene Antwort, dass es ganz normal sei, auf seine Nationalität stolz
zu sein, gilt ab jetzt übrigens nicht mehr, da wir uns ja in einer
systematischen oder eben philosophischen Klärung befinden, in der alles zu
begründen ist. In solchen Diskursen versteht sich noch nicht einmal
Normalität von selbst. Schon eine mögliche Antwort auf die Frage, die nach
den Deutschen, stößt auf große Schwierigkeiten: Geht es nur um jenen Teil
der Bevölkerung der Bundesrepublik, der einen deutschen Pass hat, oder um
all jene deutschsprachigen oder deutschstämmigen Menschen, die irgendwo -
von Brasilien bis Kasachstan - leben und keine Schweizer oder
österreichische Staatsangehörigkeit haben?
Waren Kaiser Friedrich Barbarossa oder der Alte Fritz von Sanssouci, der nur
Französisch sprach, "Deutsche"? Wann überhaupt, so hat der Historiker
Johannes Fried gefragt, traten die "Deutschen" in die Geschichte ein? Zur
Zeit der römischen Antike als Germanen im Bärenfell oder erst nach Gutenberg
und der Lutherbibel, in mehr als hundert Staaten lebend? Sogar wenn wir
wüssten, worin die historische Identität der Deutschen besteht, müssten wir
fragen, um wessen Identität es sich hier handelt. Mit Sicherheit nicht um
die einer wirklichen Gemeinschaft.
Gemeinschaften, in denen wir uns geachtet sehen und wohlfühlen, haben es an
sich, dass die Menschen dort von Angesicht zu Angesicht verkehren und
einander kennen. Begriffe wie Volks-, Klassen- oder Rassengemeinschaft sind
also widersinnig. Und es ist auch kein Zufall, dass sie stets totalitären
Regimes dienen. Geht es also um die oszillierenden Grenzen eines Rechts-,
eines Wirtschafts- oder Sprachraums mit seiner Geschichte? Vielleicht.
Spätestens jetzt wäre aber die Frage zu beantworten, was einem an dieser
verwirrenden Vielfalt von Bismarcks Krieg gegen Frankreich über die
Dichtungen Goethes, die Lyrik von Brecht, VW, NS-Vernichtungslager, die FDJ,
das Bruttosozialprodukt, das Grundgesetz bis zur Bodenseeinsel Mainau so
wertvoll ist, dass man ernstlich die Behauptung vertreten kann: All dies
trägt ungeteilt zu meiner Selbstachtung bei und erhält, ja erhöht mein
Wohlbefinden!
Man muss also Laurenz Meyer keineswegs unterstellen, ein Skinhead zu sein,
um zu erkennen, dass sein Ausbruch von Stolz nichts weiter als eine
unüberlegte oder nur zu gut überlegte façon de parler war, die ernstlich
nicht zu halten ist. Umgekehrt lässt sich der Schluss kaum vermeiden, dass
all jene, die, ohne dies ausweisen zu können, vorgeben, stolz auf ihre
Deutschheit zu sein, töricht daherplappern oder -fühlen. Nun mögen gewiefte
Politiker wie Wolfgang Schäuble einwenden, dass derlei Erwägungen weltfremd
seien, da die Wähler an den Stammtischen sehr wohl national empfänden und
alles darauf ankäme, sie nicht den Rechtsextremisten in die Arme zu treiben.
Dem hat die CDU in Rheinland-Pfalz mit ihrer Unterschriftenliste unter den
wehenden Bannern der NPD entsprochen. Seien wir also stolz auf eine Partei,
die den Rechtsextremismus unter dem Vorwand, ihn zu isolieren, eingemeindet
hat.
MICHA BRUMLIK
taz Nr. 6406 vom 26.3.2001, Seite 11, 241 Kommentar, MICHA BRUMLIK,
taz-Debatte
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